Wach wurden wir heute Früh in einer kleinen, netten Pension in Bedburg. Es war der zweite Tag unserer BikeWeekEnd-Runde durch das rheinische Braunkohlenrevier. Gestern hatten wir den ersten Teil von Köln bis hierhin absolviert und uns dabei den Tagebau Hambach angesehen. Heute wollten wir nun die zweite Hälfte abfahren und uns dabei die Tagebaue Garzweiler ansehen.
Nachdem wir uns frisch gemacht, unsere Sachen verstaut und uns von der Herbergsfamilie verabschiedet hatten, fuhren wir (09:20 Uhr) erst mal zum nächsten Bäcker, um dort zu frühstücken. Es war dort so angenehm und reichhaltig, dass wir eine gute Stunde (09:26 – 10:40 Uhr) „brauchten“, ehe wir aufgegessen hatten und die nächste Etappe angehen konnten. Allerdings reichte diese auch nur ~500 Meter bis zur Kirche St. Lambertus. Die alte Kirche wollten wir uns ganz gern ansehen. In den Kirchraum hinein kamen wir nicht, aber immerhin bis in den Vorraum. Schon in der Planungsphase hatte ich versucht herauszufinden, ob und wann hier ein Sonntagsgottesdienst stattfindet, konnte aber nichts finden. Auch vor Ort sah es nicht danach aus, als wenn es hier heute Vormittag eine Messe gäbe. So sahen wir uns also nur eine Weile um (10:42 – 11:08 Uhr) und radelten entlang der Erft weiter.
Die nächste Sehenswürdigkeit war der gut erhaltene mittelalterliche Ortskern von Alt-Kaster, den wir durch das Erfttor erreichten. Die historische Einmaligkeit dieses Ortes, so las man auf einer Tafel im Agatha-Stadttor, hatte ihn scheinbar vor der Abbaggerung durch den Braunkohlentagebau bewahrt, – im Gegensatz zu anderen Orten, durch die unsere Tour uns heute noch führen würde. In der Altstadt drehten wir unfreiwillig eine kleine Ehrenrunde, kamen dadurch aber noch durch eine der verwinkelten, engen Gassen und verließen den Ort durch das Agathator.
Hinter Kaster ging es Zickzack über die Felder bis Jackerath und einige Kilometer hatten wir dabei auch Begleitung durch einen anderen Biker. Der war sehr Pro-Braunkohle eingestellt und kannte sich in der Gegend und offensichtlich auch im Braunkohlentagbau gut aus. Immer wieder kreuzten wir die Autobahnen A61 und A44 und hinter Jackerath erreichten wir (12:17 Uhr) den Tagebau Garzweiler II am Skywalk Jackerath. Das ist ein Info-Punkt mit einer Aussichtsplattform, die einige Meter in den Tagebau ragt. Schon auf dem Parkplatz war reichlich Betrieb und auch die „Sehbrücke“ war gut besucht. Wir passten aber noch mit darauf und sahen uns auch diesen Tagebau an, machten ein paar Fotos und sprachen auch noch eine Weile mit einer anderen Biker-Truppe. Die kannten sich gut aus, waren allerdings mit Rennrädern unterwegs. Sie wollten nach Immerath fahren und meinten, dass wir uns doch die Geisterstadt auch mal ansehen sollten. Wir wollten aber lieber unserem Track folgen und dass dieser auch gleich durch Immerath führt, merkten wir erst später. Erst mal wussten wir allerdings auch nicht genau, ob der Weg ganz am Tagebau entlang wirklich noch komplett befahrbar ist. Zu oft hatte sich dieser Bereich entlang der A61 in den vergangenen Jahren etwas verändert. Vom Parkplatz am Skywalk aus fuhren wir (12:38 Uhr) also auf „gut Glück“ erst ein Stück zwischen Tagebau-Kante und der Autobahn A61 entlang, folgten dann aber dem Weg und fuhren nach einer Linkskurve unter der A61 hindurch in den schon verlassenen Ort Immerath. Dieses Dorf ist scheinbar schon komplett leer gezogen. Offensichtlich sind auch schon viele Gehöfte abgerissen worden, oder es sind Bagger dabei, das zu tun. Interessant ist ja, dass sich zwischen diesem dem Untergang geweihtem Ort und dem Tagebau im Moment immer noch eine viel-befahrene Autobahn befindet. Dort mitten im Ort trafen wir auch die Rennradfahrer wieder und erzählten ihnen von der guten Befahrbarkeit des letzten Kilometer.
Auch die wunderschöne Kirche St. Lambertus (Immerath) steht schon ohne Kreuze da. Ein Fenster des Glockenturmes ist offensichtlich so weit verbreitert worden, dass die Glocke herausgeholt werden konnte und auch ansonsten sah es dort ziemlich trostlos aus.
Unser nächstes Ziel war der Nordrand des Tagebaus Garzweiler II. Um ihn zu erreichen, mussten wir ein weiteres Mal die A61 kreuzen. Zwischen 13:30 Uhr und 14:05 Uhr waren wir an drei Aussichtspunkten, von denen aus man in den Tagebau Garzweiler II sehen kann. Auch an diesem Tagebau sah man wieder gut, wie der Braunkohleabbau und mit ihm das riesige Loch, von Ost nach West „wandert“. Die Terrassen sind gut zu erkennen und hier, an der Nordkante, stand auch einer der großen Bagger deutlich dichter und war dadurch gut zu erkennen. Aber ich hatte das Fernrohr dabei und so konnten wir selbst dann noch viele Details besser erkennen. Eine Sache, die uns schon gestern am Tagebau Hambach aufgefallen war, nervte hier am Nordrand von Garzweiler II besonders stark. Alle 20 Meter stand ein T-förmiger Mast mit vielen wassersprühenden Sprinklerdüsen und der Wind kam ziemlich frisch genau aus Richtung Tagebau. Womöglich senkt dieser Wasserfilm, den die Sprinkler verbreiten, das Staubrisiko, aber heute hielte er nur uns feucht, und zwar mehr als uns lieb war – trotz besten Sonnenscheins.
Vom Tagebau Garzweiler II aus fuhren wir unter der A46 hindurch, an Hochneukirch vorbei nach Jüchen und schlossen dort am Bahnhof Jüchen unsere Fahrräder an ein Geländer an. Der Bahnhof sah ziemlich verlassen aus, aber wir wollten auch nicht mit der Bahn fahren, sondern nur die Unterführung nutzen, um (14:18 – 14:36 Uhr) unter der Bahnlinie und der Autobahn hindurch, zur Abbruchkante des Tagebau Garzweiler I zu gelangen. Hier ist keine Kohle mehr zu sehen und scheinbar ist man dort „nur“ noch dabei das Loch zu verfüllen. Man sieht große Ableger und scheinbar auch Sieb-Anlagen einer Art Kies-Aufbereitungstechnik.
Von Jüchen aus fuhren wir parallel zur A46 weiter und nach einigen kleineren Orten erreichten wir Neus. Dort gab es nur wenige Grüngürtel, um zum Rhein zu kommen und wir fuhren meistens entlang großer Straßen. Den Rhein überquerten wir (15:49 Uhr) mit der B1 auf der
Unser nächstes Ziel war das Poccino-Cafe am Kö-Bogen. Unterwegs kamen wir an der Andreaskirche vorbei und
Im Poccino (17:15 – 18:05 Uhr) aßen wir ein Stück Torte zu einem Kaffee und fingen schon ein wenig an, die letzten beiden Tage auszuwerten. Vergessen waren die Regenschauer von gestern Vormittag. Jetzt dachten wir nur noch den heutigen herrlichen Sonnentag und selbstverständlich auch an die riesigen Narben, die wir Menschen der Landschaft dort zumuten. Man kann von der Energiepolitik halten, was man will, diese riesigen und auch tiefen Areale selber zu sehen, hatte mich doch ziemlich beeindruckt.
Vom Kö-Bogen aus fuhren wir anschließend zum Hauptbahnhof (18:11 Uhr) und nahmen von dort aus den Zug um 18:26 Uhr in Richtung Oberhausen-Sterkrade, wo wir fast pünktlich um 18:56 Uhr ausstiegen. Dort wollten wir eigentlich noch zum Klumpen Moritz radeln, um kurz den Abend ausklingen zu lassen, aber der hatte am heutigen Sonntagabend geschlossen. So fuhren wir weiter zur Steinbrinkstraße und im „Eckstein“ an der Ecke Finanzstraße fanden wir noch einen offenen Biergarten. Dort ließen wir uns noch einen kurzen Moment (19:01 – 19:40 Uhr) auf ein Bier nieder, bis es doch langsam frisch wurde und wir die letzten Meter Heimweg antraten. Zwischendurch erklärte
Tolle Beschreibung, ich war dabei, eine interessante Tour ! … und es lohnt sich, die Strecke zu fahren :-) … auch Teil 2 macht richtig Spaß !