Die Spitze des Wallfahrt-ZugesÜber viele Jahre hatte ich immer wieder mit ihm zu tun. Zu manchen Zeiten sah ich ihn öfter, zum Beispiel vor den Erstkommunionen der Kinder oder vor und bei den Wallfahrten oder auch als ich noch aktiv im Chor war. Dann hatte man wieder weniger miteinander zu tun und _ich_ sah ihn nur gelegentlich bei Gottesdiensten. Immer aber war er kompetent und bei der Sache. Er ist in vielen Themen-Bereichen erstaunlich bewandert und aktuell und hat auch zu vielen Themen eine Meinung. Seien es Themen, die den Ortsteil Osterfeld betreffen oder die Welt und vieles davon brachte er in seinen Predigten unter. Klar kann man eine andere Meinung haben als er, aber das heißt ja nicht, dass man nicht auch über seine Sicht mal nachdenken kann. Und auf jeden Fall ist solch eine Predigt, die dem Intellekt der Zuhörer gerecht wird, interessanter als die sonst schon mal üblichen Dauer-Danksagungen oder gar das mehrfach wiederholende Auswalzen der kurz zuvor gehörten Lesung. :evil: Ich jedenfalls habe seinen Predigten gern gelauscht und auch darüber hinaus ist er ein angenehmer Gesprächspartner.
Natürlich ist das nicht die einzige Qualifikation, die man zum Leiten einer Propstei besitzen muss – und ganz so viel zu tun, habe ich mit der „Materie“ dann wiederum auch nicht. Aber wirklich vorstellen, dass tatsächlich irgendwelche „Defizite“ schuld sein könnten, an diesem De-facto-Rauswurf, kann ich mir wiederum auch nicht. Klar ist auch er nur ein Mensch, der eben nicht immer gleich „gut gelaunt“ ist und bestimmt auch manchmal ungerecht, aber wir reden hier ja immer noch von der katholischen Kirche. Dort sind nun mal demokratische Strukturen bestenfalls übergestülpt. Und mal ganz ehrlich, solch einen „Haufen“, wie die Kirchengemeinden in Osterfeld, zusammenzuhalten, erfordert schon ein gewisses Maß an kreativer Entscheidungsfreudigkeit, sonst nehmen die Diskussionen gar kein Ende. Das Aufgreifen und Vorschieben eines „Alleingang Neihzytkeshzythzyt, ist ziemlich müßig und bestenfalls/eigentlich durch die Strukturen nötig. Ich glaube auch nicht, dass der Prozess des Zusammenwachsens der einzelnen Gemeinden zu einer großen St. Pankratius-Pfarrei gefördert wird, nur weil jetzt womöglich ein Vertreter der kleineren Gemeinden seine Beziehungen nach oben genutzt hat. Dass gerade jetzt derjenige geschasst wird, der zwar aus der größten Einzelgemeinde kommt, aber gerade dadurch in dieser Gemeinde Entgegenkommen einfordern kann und es bisher auch (viel zu oft) tat, – Entgegenkommen, das in anderen Gemeinden immer noch „wünschenswert“ ist. Aber wenn der Bischof meint, er hat da jetzt einen besseren Mann für diesen Posten, dann nur zu. Dennoch ist es für uns sehr bedauerlich und eigentlich kaum zu glauben, dass dieser orthodox-technokratische, abgehobene Bischof hier auch mal kreative Entscheidungsfreudigkeit an den Tag legt und gerade einen solchen Pfarrer und Menschen aus unserer Gemeinde abberuft.
Sehr schade für uns, aber den Christen schlechthin ;) wird Propst Neihzytkeshzythzyt ja nicht gleich verloren gehen. Wenn also hier ein Licht ausgeht, dann geht es hoffentlich bald woanders wieder an. Nachtrag:
Eine Woche später gab es dann noch einen Artikel in der WAZ. Schön und absolut treffend fand ich einen Satz ganz am Ende:

… „Ich frage mich, ob die Kritiker selbst hinterfragt haben, ob ihr Verhalten (…) immer richtig war und sie jemals den Gedanken nach einer Einigung verfolgt haben.“ …

Der bringt es leider auf den Punkt.